Sex ist in unserer Kultur einerseits zwar omnipräsent – aber wirklich darüber zu reden, das macht kaum jemand. Oder wann haben Sie sich zuletzt ernsthaft mit engen Freunden oder ihrem/ihrer Partner*in darüber ausgetauscht, was Sie noch gerne ausprobieren wollen oder worauf Sie gerade Lust hätten?

Ich bin in der privilegierten Situation, dass ich durch meinen Beruf die Möglichkeit habe, einen besonderen Einblick zu bekommen in das Sexualleben vieler Menschen. Und first things first: glauben Sie mir – so etwas wie ’normal‘ ist wirklich selten. Und nein, das liegt nicht nur daran, dass ich eine sexualtherapeutische Praxis habe. Sexualität ist – glücklicherweise – ein unglaublich großes Feld. Darauf weisen im Grunde alle großen Sexualstudien hin, die Kinsey-Studie, der Janus-Report und viele andere.

Und so gibt es einerseits eine unglaubliche Bandbreite an sexuellen Phantasien und Kreativität. Dem gegenüber steht allerdings Sprachlosigkeit, Scham und eine unendlich große Sorge, krank, falsch oder pervers zu sein. Das, was dabei herauskommt, ist im schlimmsten Fall langweiliger Sex.

Ich möchte hier also Mut machen, mal wieder etwas auszuprobieren. Auch Mut machen, indem ich hoffentlich vermitteln kann, dass alles, worauf Sie Lust haben, in Ordnung ist – solange es zwischen allen Beteiligten einvernehmlich passiert.

Und ich will Einblicke geben in Welten, die man in unserer Kultur eben nur in meiner oder in ähnlichen Positionen bekommt – in der Hoffnung, dass sich irgendwann der dämonische Schleier ein wenig lichtet, den die katholische Kirche seit Augustinus über Freude, Lust und Leidenschaft gelegt hat.