Kink Aware Professional

Kink Aware Professionals sind Menschen verschiedener Berufsgruppen, die sich offen für alternative Formen von Sexualität und Beziehungen deklarieren.

Die einzige Voraussetzung ist, dass Sexualität einvernehmlich praktiziert wird. Dann geht man heute auch in den offiziellen Leitlinien für Diagnostik davon aus, dass es sich um gesunde Sexualität handelt.

Der Begriff wurde von der National Coalition for Sexual Freedom geprägt und bezog sich ursprüglich vor allem auf Menschen, die BDSM (Sadomasochisus) praktizieren. Heute wird die Bedeutung weiter gefasst und bezieht auch Menschen mit ein, die sexuell sehr aktiv sind, in polyamoren Kontexten leben, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen, uvm.

Ich arbeite seit Beginn meiner Tätigkeit als Psychotherapeutin im Jahr 2011 als Kink Aware Professional. Seit einigen Jahren engagiere mich auch in meiner Vortragstätigkeit dafür, dass BDSM und Polyamorie besser verstanden werden. Es gibt hier noch viele Vorurteile, wie etwa dass BDSM mit sexueller Gewalt zu tun haben könne. Solange das so ist, sind die meisten Menschen sehr isoliert mit ihrer eigenen Sexualität weil es sehr schwierig ist, offen darüber zu sprechen und zu sagen, dass man das so praktiziert.
BDSM basiert auf Respekt und Vertrauen. Menschen, die das praktizieren (wenn sie ausreichend Informationen darüber haben) achten sehr darauf, dass keine Grenzen überschritten werden. Es handelt sich also um um eine emotional sehr sichere und gleichzeitig sehr intensive Form von Sexualität, die allerdings schwer zu übersetzen scheint. Deshalb gibt es noch immer zu wenig gute Information darüber und viele Vorurteile, die wiederum Menschen beschämen und vereinsamen, die mit dieser Sexualität geboren sind.
Offene Beziehungen und Polyamorie tauchten in der NCfSF erst später auf. So auch in meiner Praxis. Ich musste mich in dieses Thema erst einarbeiten, obwohl ich mich immer um große Offenheit bemüht habe. Aber ich war nicht frei von der gesellschaftlichen Prägung, die uns vermittelt, dass Monogamie die richtige Form ist Beziehungen zu leben.
Mittlerweile lebe ich selbst seit dem Jahr 2016 polyamor. Ich habe die verfügbare Literatur zu dem Thema gelesen, ich arbeite seit Jahren therapeutisch mit Menschen in alternativen Beziehungsformen und kann die Prozesse aus meinen eigenen Erfahrungen verstehen und begleiten.
Studien sagen, dass weder Monogamie noch Polyamorie besser funktionieren. Die Kompetenz die man braucht, um eine gute Beziehung zu führen, verlangt es in jedem dieser Modelle.